60 Jahre Garchinger Atom-Ei
Maria Sabbas-Scouras
Forschungsreaktor bietet Chancen für Industrie und Medizin
Vor 60 Jahren ging der erste Atomreaktor der Republik in Garching in Betrieb: Das Atom-Ei, benannt nach der Kuppel. Niemand dachte an Gefahren. Nachfolger FRM II löste mehr Kritik aus - bietet aber auch Chancen.
Garching. Der älteste "Patient" war eine römische Gottheit. Die bronzene Merkur-Figur aus dem zweiten Jahrhundert landete 2009 in Garching. Sie wurde dort per Neutronen-Tomographie untersucht. Ergebnis: Merkur ist hohl und seine Beine wurden nachträglich angesetzt - Indizien für antike Massenproduktion.
Der Forschungsreaktor FRM II in Garching wird von der Technischen Universität München (TUM) betrieben und dient Wissenschaft, Industrie und Medizin als Neutronenquelle. Hier wird Material untersucht und Grundlagenforschung in verschiedensten Bereichen betrieben. Bestimmte Tumore wie Kehlkopf- oder Hautkrebs werden behandelt und Radio-Isotope für Diagnostik und Therapien hergestellt.
Der knapp 435 Millionen Euro teure FRM II war 2004 eröffnet worden und ersetzte das Atom-Ei. Benannt nach seiner 30 Meter hohen Kuppel war FRM I am 31. Oktober 1957 als erster Atomreaktor in Deutschland in Betrieb gegangen. "Am Atom-Ei sind die Grundlagen dafür gelegt worden, dass Europa bei der Forschung mit Neutronen heute führend ist", sagt Professor Winfried Petry, wissenschaftlicher Direktor des FRM II. Die Neutronenquelle dient der Grundlagenforschung. Mit Neutronen lassen sich Materialien besser durchleuchten als mit Röntgenstrahlen. Automobilhersteller prüfen hier Motoren. Batterien werden getestet. Physiker kamen hier einer neuen Form magnetischer Ordnung auf die Spur. Sie biete Chancen bei einer noch dichteren Informationsspeicherung.
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