Verwaltungsgerichtshof bestätigt rechtmäßigen Betrieb des FRM II
Maria Sabbas-Scouras
Der Bayerische Verwaltungsgerichtshof hat die Rechtmäßigkeit des Betriebs des Forschungsreaktors FRM II bestätigt. Er wies eine entsprechende Klage des Bund Naturschutz gegen die Forschungs-Neutronenquelle Heinz Maier-Leibnitz in Garching ab. Der Wissenschaftliche Direktor des FRM II, Prof. Dr. Christian Pfleiderer, sagte: „Damit kann diese für Wissenschaft und Medizin weltweit einzigartige Anlage weiter betrieben werden.“
Der Bayerische Verwaltungsgerichtshof teilte heute mit, dass die Klage abgewiesen wird. Die Revision werde nicht zugelassen. Das vollständige Urteil mit Begründung wird in den nächsten Monaten erwartet.
Kernpunkt des Rechtsstreits war eine Auflage in der Betriebsgenehmigung der Forschungs-Neutronenquelle von 2003. Diese sah vor, dass der FRM II auf einen Brennstoff mit einer Anreicherung von höchstens 50 Prozent des spaltbaren Uran-235 umrüstet, „sobald der neue Brennstoff entwickelt, qualifiziert und industriell verfügbar ist“. Dies war aber bislang technisch und wissenschaftlich nicht der Fall.
Antrag für niedrig angereicherten Brennstoff 2025
Inzwischen wurde an der Technischen Universität München (TUM) jedoch in jahrelanger, aufwändiger Forschung ein Verfahren entwickelt, sogar komplett auf niedrig angereichertes Uran 235 mit Werten unter 20 Prozent umzusteigen. Dieser Weg wird derzeit vom FRM II mit Nachdruck vorangetrieben. Kürzlich wurde mit der französischen Firma Framatome bereits ein Vertrag zur Industrialisierung der Herstellung des neuen Brennstoffs unterzeichnet. Im Jahr 2025 wird der FRM II einen Genehmigungsantrag für die Umrüstung vorlegen.
Umrüstung mit vollem Einsatz
„Wir werden weiterhin mit vollem Einsatz und gemäß Fahrplan die Umrüstung auf niedrig angereichertes Uran verfolgen. Denn Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Krebspatientinnen und -patienten sowie Industrieunternehmen benötigen die Neutronen der Forschungs-Neutronenquelle dringend“, sagte FRM II-Direktor Pfleiderer.
Neutronen für E-Mobilität und Medizin
Seit 2004 ist der FRM II in Betrieb und liefert Neutronen für Wissenschaft, Medizin und Industrie. So haben Forschende des späteren Corona-Impfstoffherstellers BionTech mRNA-Partikel mit Neutronen am FRM II untersucht. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus aller Welt nutzen die Neutronenstrahlen für ihre Arbeit, etwa um Batterien ohne Cobalt zu ermöglichen und Akkus mit längerer Lebensdauer zu entwickeln. Aber auch Antibiotika gegen resistente Bakterien, neue Legierungen für effizientere Gasturbinen und bessere Materialien für die Quantentechnologien werden am FRM II erforscht.
Derzeit befindet sich der FRM II in einer Wartungspause. Der Zentralkanal, eine wesentliche Komponente im Reaktorbecken, muss ersetzt werden.
Quelle: FRM II (Stand 19.06.2024)